Samstag, 19. November 2011

Weinkost bei Hack in Meersburg


Heute fand im "Haus der Guten Weine" bei Hack in Meersburg die traditionelle Weinkost statt. In drei Gruppen ("Unsere Gäste", "Neuentdeckungen und Lieblinge" sowie "Unser Herzblut") standen über 100 Weine aus aller Welt zur Verkostung bereit. Die Proben waren grundsätzlich kostenlos, nur bei einigen extrem teuren Spitzenweinen wurde ein kleiner Verkostungsbeitrag erhoben. 3 Bons (= 9 Euro) kostete der Zugang zur Verkostung von 19 Spitzen Pinot-Noirs aus Deutschland und Frankreich (u.a. Bernhard Huber, Knipser, Armand Rousseau, Huber Lignier und andere große Namen), die ich aber aus Zeit- und Kapazitätsgründen auslassen musste. Aber auch bei den Gästen und Lieblingen des Hauses konnte man auf hohem bis höchsten Niveau einige sehr spannende und anregende Weine verkosten. Dies alles in der trotz starken Besucherandrangs angenehmen Atmosphäre der "schönsten Weinhandlung Deutschlands". Ein dickes Lob an das Team vom Weinhaus Hack für die perfekte Organisation.


Im Folgenden einige kurze Verkostungsnotizen zu den von mir probierten Weinen.

Weingut Robert Weil, Kiedrich
2010er Rheingau Riesling Kabinett trocken (11,5% Alc., 15,35 Euro, 16,5/20 Punkte)
Sehr helle Farbe, in der Nase Steinobst und Kräuterwürze, stahlig-rassig, eher schlank.

2010er Kiedricher Gräfenberg Riesling QbA trocken (13% Alc., 22,25 Euro, 17,5/20 Punkte)
In der Nase intensiv Steinobst, Weinbergpfirsich, dichte Mineralität, guter Nachhall.

2010er Gräfenberg Riesling 1. Gewächs (13,5% Alc., 38,00 Euro, 18/20 Punkte)
Nase noch sehr verschlossen, kraftvoll-mineralisch geprägter Antritt am Gaumen, viel Substanz, extrem verschlossen, braucht noch sehr viel Zeit, unsichere Prognose, ob dieser Wein wirklich im Riesling-Olymp landen wird.


Weingut von Winning, Deidesheim
2010er WinWin Riesling QbA trocken (9,95 Euro, 17/20 Punkte)
Lichtes Gelbgrün, in der Nase intensiv mineralisch, Kräuternoten. Am Gaumen dicht gepackte Mineralität, etwas breitschultrig und weniger präzise definiert. Hohe, aber gut eingebundene Säure, langer Nachhall, toller Basiswein.

2010er Grainhübel Riesling QbA trocken (12,5% Alc., 17,50 Euro, 18/20 Punkte)
Feinduftige Nase, sehr präzise Art, geschliffene Säure, bereits sehr charmant.

2010er Langenmorgen Riesling Großes Gewächs (12,5% Alc., 27 Euro, 18,5/20 Punkte)
Viel Mineralität bereits in der Nase, am Gaumen sehr dicht, extrem facettenreich, gut eingebundene Säure, druckvoll und zugleich elegant, großartiger Nachhall.

Ein spannender Verglich zwischen dem seit vielen Jahren etablierten Weingut Weil aus dem Rheingau und dem derzeit angesagten von Winning'schen Weingut. Von Winning hat in dieser Probe klar die Nase vorn, macht die spannenderen, ausdrucksstärkeren und letztlich individuelleren Weine. Selbst die Gräfenberg-Weine schmecken dagegen eher brav - sicherlich perfekt gemacht, aber es fehlt, auch angesichts der Preise, der entscheidende Kick. Die Mittelhardt meldet sich spätestens mit von Winning zurück im Wettstreit der Besten.


Schloß Gobelsburg, Kamptal
2009er Kammerner Gaisberg Riesling Kamptal DAC (16,80 Euro, 17,5/20 Punkte)
Nase kräuterig, Anklänge von Milchsäure, im Mund hefig und cremig, die Frucht ist etwas verdeckt, eher von Körper und Mineralität gegrägt, hat durchaus Potential.


Velich, Apetlon (Burgenland)
Darscho Chardonnay (13,5% Alc., 27 Euro, 17,5/20 Punkte)
Birne, Quitte und viel feine Holzvanille in der Nase. Sehr cremiges Mundegfühl, durchwoben von einer feinfruchtigen, attraktiven Säure, deutliche (vielleicht einen Touch zu heftige) Holzfassprägung, dabei aber gute Struktur, sehr komplexer Wein, hervorragender Essenbegleiter.

Domaine Roc des Anges
2006 Rancio Sec VdP Pyrénées Orientales (19 Euro/0,5l, 17/20 Punkte)
Gelb- bis bernsteinfarben, sherrytpische Nase, Bittermandel, grüne Walnüsse, dichte geschmeidige Art, adäquater Fino-Sherry-Ersatz.

2007er Carignan 1903, VdP Pyrénées Orientales (31 Euro, 17/20 Punkte)
Violett-tintig, Kirchenfenster. In der Nase geradezu wollüstige Beerenfrucht. Der Gaumen wird von üppiger Frucht übermannt, schmeichelnde, sehr glatte Tannine, erinnert an einen LBV, insgesamt aber etwas eindimensional, animiert nicht zum Trinken.

Domaine de La Janasse
2009er Châteauneuf-du-Pape AOC (15,5% Alc. 35 Euro, 18/20 Punkte)
Dichtes Rubin mit violetten Reflexen, rote und schwarze Frucht, Olivenpastete. Am Gaumen dichtgepackte Frucht, feiner Tanninfonds, Kräuterwürze, Lakritze und spürbar neues Holz, hat Potential für eine lange Entwicklung.

Markus Schneider, Ellerstadt
2009er Vet Rooi Olifant, Stellenbosch (14,5% Alc. 17,50 Euro, 18,5/20 Punkte)
Dichtes, glänzendes Rubin mit Granatreflexen. In der Nase Cassisfrucht, Paprika und Holzvanille, erinnert an einen Bordeaux aus dem Medoc. Straffe Art, am Gaumen viel Zigarrenkiste und Graphit. Untergründige animalische Noten, dabei komplex und gut proportioniert, trotz des hohen Alkohols sehr elegant, langer Nachhall. Der Wein ist zu diesem Preis ein echtes Highlight.
37% Cabernet Sauvignon, 26% Merlot, 22% Shiraz und 15% Pinotage. Ein Projekt von Markus Schneider und Dan Steytler von Kaapzicht Estate.

2009er Merlot (29,50 Euro, 18/20 Punkte)
Intensive dunkle Frucht, viel Cassis, aber auch Leder und Waldboden in der Nase, Anklänge von Champignons. Extrem dichtes und überwältigendes Mundgefühl, Creme de Cassis, rote Paprika, Tabak. Langer Nachhall, für einen "Trinkwein" ist eigentlich alles zu viel des Guten, Schneider holt hier das Maximum aus dem Merlot heraus, was in Deutschland möglich erscheint. Leider ergibt das im Endeffekt einen Monster-Wein.

Kaapzicht Estate, Stellenbosch
Cabernet Sauvignon (16,90 Euro, 19/20 Punkte)
Sehr dunkles, blickdichtes Rubinrot, fast tintig, höchst intensive, cabernettypische Nase. Im Mund geschmeidig, geschliffene Art, feine Tannine mit viel Schmelz, dominant Cassis, etwas Tabak, verbindet in perfekter Manier Kraft und Eleganz; Cabernet Sauvignon in höchster Vollendung auf dem Niveau eines guten Bordeaux.


Alvaro Palacios, Priorato
2008er Les Terrasses Vielles Vinyes, Priorat DOCa (14,5% Alc. 24,95 Euro, 18/20 Punkte)
Violett, Nase von Grenache geprägt (Schwarzkirsche, Marzipan, Lakritz). Im Mund relativ schlank, seidig, feine Mineralität, dezenter Barrriqueeinsatz.

2008er Finca Dofi Priorat DOCa (14,5% Alc., 49,90 Euro, 19/20 Punkte)
Rubinrot mit violetten Reflexen, in der Nase Schwarzkirsche, Anklänge von feiner Holzvanille, Gewürznoten. Extrem dichte Frucht am Gaumen, viel Cassis, etwas Tabak;  ein Wein von hoher Eleganz, der durchaus zum Weitertrinken einlädt, dabei großer Nachhall.


Domaine Durand, Rhone
2009er Empreintes, Cornas AOC (29 Euro, 17,5/20 Punkte)
Blickdichtes Rubin mit violetten Reflexen. Viel Schwarzkirsche in der Nase, kühle Frucht am Gaumen, sehr geschmeidig und trinkig.

Castello di Fonterutoli, Toskana
2008er Chianti Classico DOCG (13,5% Alc., 17,25 Euro, 17,5/20 Punkte)
In der Nase rote Frucht, Kirsche, florale Noten, sehr kaftvoll im Antrunk, wiederum viel Frucht, etwas Räucherspeck, sehr dicht, viel Nachhall, aber durchaus chiantitypisch.

2004er Chianti Classico Riserva (13,5% Alc., 36,30 Euro, 18,5/20 Punkte)
Dunkles, dichtes Rubin mit Granatreflexen. Reife Nase, animalische Noten. Am Gaumen dunkle Frucht, expressives Tannin, Unterholzaromen, perfekt gereift, gut Struktur; bei diesem Wein kommt einem ein leider vor Ort nicht verfügbarer Wildschweinbraten in den Sinn.
90% Sangiovese, 10% Cabernet Sauvignon; der Wein scheckt hervorragend, entspricht aber nicht mehr meiner Imagination einer Chianti-Riserva.

2007er Siepi IGT (13,8% Alc., 69 Euro, 19,5/20 Punkte)
Sehr dunkles Rubin, fast undurchdringliche Farbe. Dunkle schwarze Frucht, Holzvanille. Im Mund sehr weich, elegant, feinste Tannine. Hochkonzentriert und zuglich elegant strukturiert, ansprechendes Säuregerüst, ermüdet den Gaumen nicht.
50% Merlot, 50% Sangiovese; für mich mit leichtem Vorsprung der spannendste der von mir verkosteten Weine, scheint nahezu perfekt zu sein.


Monteverro, Toskana
2008er Tinata IGT (15,5% Alc. 79 Euro, 18,5/20 Punkte)
Fast schwarz im Glas. Dunkle Kirsche, viel Holzvanille, unterlegt mit schwarzer Fruch und Schokolade, sehr breit angelegt, macht einfach satt.
70 % Syrah, 30 % Grenache: Muss das in der Toskana sein? Brauchen wir Michel Rolland als Berater bei einem solchen "Vorzeigeprojekt einer deutschen Unternehmerfamilie"?





Als Reparaturwein musste ein trockener Riesling aus dem Rheingau herhalten, bevor es mit schönen Erinnerungen an wunderbare Weine wieder nach Hause ging.

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